Der Aufschwung des belgischen E-Commerce und sein Potenzial für deutsche Online Händler

Lange sah es so aus, als würde das E-Commerce in Belgien nur zögerlich Fuß fassen. Was unter anderem daran lag, dass viele internationale Verkaufsplattformen keine eigenen Landing Pages für kleinere europäische Staaten wie Belgien einrichteten. Doch seit einigen Jahren, insbesondere seit der Coronapandemie ist der belgische E-Commerce Markt stark gewachsen. Allein 2021 kauften 63% der Belgier mindestens ein Produkt online. Auch die Infrastruktur des kleinen Landes ist top: Aktuell belegt Belgien sogar Platz 3 des Logistik Performance Index der Weltbank. 

E-Commerce in Belgien muss dreisprachig sein

Das Besondere an der belgischen Bevölkerung ist jedoch ihre Mehrsprachigkeit. In Belgien spricht man drei Nationalsprachen. Die Hauptstadtregion um Brüssel ist zweisprachig, also Französisch und Niederländisch, in Flandern spricht man nur Niederländisch und in Wallonien Französisch und Deutsch. Belgische Konsumenten sind deswegen auf grenzüberschreitenden Handel eingestellt und scheuen sich weniger vor Sprachhürden. Online Händler, die sich auf den belgischen Zielmarkt fokussieren, sollten unbedingt dreisprachig arbeiten. 

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Die beliebtesten Online Marktplätze in Belgien

1. coolblue.be.

Coolblue ist eine ursprünglich niederländische E-Commerce Plattform, 1999 gegründet von Pieter Zwart, Paul de Jong und Bart Kuijpers. Das Unternehmen begann als Zusammenschluss von verschiedenen Webshops, die schließlich unter einer Domain zusammengefasst wurden. Coolblue gibt es in den Niederlanden, Belgien und Deutschland – die Dreisprachigkeit und Internationalität ist für die belgischen Kunden natürlich ein Verkaufsargument. 

Bekannt ist Coolblue vor allem für seinen nachhaltigen Anspruch: Laut eigener Angabe werden bis zu 90% aller Bestellungen in den Städten mit dem Fahrrad ausgeliefert. Und das größte Verteilzentrum der E-Commerce Plattform ist tatsächlich vollkommen klimaneutral dank seines Solardachs in der Größe von 16 Fußballfeldern. Durch das Öko-Favorit-Label für nachhaltige Marken werden Kunden von Coolblue aktiv dazu ermutigt, sich für das grünere Produkt zu entscheiden. 2021 erwirtschaftete Coolblue online 635 Millionen € und schlug damit bol.com knapp im Wettstreit um die beliebteste E-Commerce Plattform in Belgien.

2. Bol.com 

Bol.com ist die beliebteste E-Commerce Plattform in den Niederlanden und schafft es in Belgien hinter Coolblue auf Platz 2. Das hat unter anderem damit zu tun, dass bol.com erst 2020 auch auf Französisch angeboten wird und daher beim flämischen Teil der belgischen Bevölkerung besser ankommt.  

1999 startete bol.com als holländischer Webshop für Bücher und digitale Medieninhalte, erweiterte später das Sortiment aber auch auf Elektronik, Haushalt und Einrichtung sowie Lifestyle. Bol.com gehört zur belgisch-niederländischen Muttergesellschaft Ahold Delhaize und nahm 2021 633 Millionen € ein. 

3. Zalando.be

Zalando schafft es in dieser Auflistung zwar „nur“ auf Platz 3, liegt aber im Bereich Fashion ohne Konkurrenz ganz vorn. Die Plattform startete 2008 in Berlin, hat sich heute aber weit von seinen Wurzeln als einfacher Webshop für Schuhe entfernt. Zalando ist Europas größter Online Marktplatz für Mode und der belgische Markt ist da keine Ausnahme. Zalando.be nahm 2021 530 Millionen € ein. 

Coolblue.be, bol.com und zalando.be machen 25% des belgischen Marktanteils im E-Commerce aus. Der Global Player Amazon belegt nur den vierten Platz, was u.a. daran liegt, dass es keine belgische Landing Page für Amazon gibt und die meisten Belgier daher bei amazon.fr oder amazon.nl bestellen. Der mit Abstand am schnellsten wachsende Online Marktplatz ist jedoch ah.be, der Online Shop der Supermarktkette Albert Heijn. 

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Die wichtigste Entscheidung, die Sie treffen müssen, ist die Wahl der Verkaufsplattform. Wenn Ihre Marke als besonders nachhaltig gilt, dann eignet sich Coolblue.be als Online Marktplatz. Im Bereich Haushalt und Elektronik ist bol.com die Plattform der Wahl, während bei Fashion Zalando die Nummer 1 ist. 

Was wollen die belgischen Konsumenten?

2021 kauften die belgischen Konsumenten am liebsten: 31% Fashion, 23% Elektronik, 20% Hobby&DIY, 16% Einrichtung und 11% Essen & Pflege. Wie überall wird auch im belgischen Markt Mobile Shopping zunehmen. Deswegen sollten Online Shops ihre Seiten für mehr Usabilty unbedingt mobil optimieren. Unterschätzen Sie auch das Thema Nachhaltigkeit nicht: 60% der Belgier sind an Webshops interessiert, die ihre Ware nachhaltig verpacken. Nicht umsonst bewirbt der Marktführer Coolblue massiv sein nachhaltiges Fulfillment. 

Direktbanken und E-Wallets anstatt Kreditkarte und Kauf auf Rechnung

Das Vertrauen ins E-Commerce hat im belgischen Markt zugenommen. Aber Konsumenten wollen zurecht ihre Finanzen schützen und verwenden deswegen bevorzugte sichere Zahlungsmethoden. Anders als in Deutschland sind in den Benelux-Ländern Direktbanken beliebter als Kauf auf Rechnung oder Kauf via Kreditkarte. Während in den Niederlanden die meisten Online Shopper mit iDEAL bezahlen, verwenden die Belgier in 67% der Fälle die belgische Direktbankzahlungsmethode Bancontact. Bei der jüngeren Bevölkerung sind E-Wallets beliebt. Als Online Händler sollten Sie daher am besten auch Paypal, Apple Pay, etc. anbieten.  

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