Amazon Logistics und E-Commerce: Wie verändert sich die Branche)
Immer öfter liefert der E-Commerce Riese Amazon Pakete mit Bestellungen durch seinen eigenen Dienst Amazon Logistics selber aus und verzichtet dadurch auf die etablierten Logistiker wie DHL, Hermes oder UPS. Schon seit langem wird gerätselt, wie weit der Online-Händler mit seinem Logistik-Angebot gehen will. Anfang dieses Jahres verdichten sich nun Hinweise, dass das Unternehmen weltweit eine eigene, selbstständige Logistik aufbaut und sich so von den großen Anbietern auf dem Markt unabhängig macht. Mit “Shipping with Amazon” ist das Unternehmen bereits in London aktiv und plant langsam eine Expansion.
Was sind Amazons Pläne?
Hinter der Offensive steckt offensichtlich eine einfache Kostenrechnung. Kunden verlangen im Online-Handel einen schnellen Versand zu niedrigen Preise. Auch die kostenlose Lieferung hat sich zu einem Standard entwickelt, der jedes E-Commerce Unternehmen unter Druck setzt. Mit seinem eigenen Dienst will der Online Riese aus den USA also zunächst zwei Dinge erreichen. Die verstärkte Konkurrenz in der Logistik soll die Preise drücken und so die marktbeherrschende Stellung sichern. Außerdem macht sich der Online-Händler mit dem Versand aus eigener Hand unabhängig von externen Dienstleistern und kann den Kunden so eine schnelle und zuverlässige Lieferung garantieren. Mit den eigenen Packstationen in ausgewählten Städten und den garantierten Lieferungen innerhalb einer Stunde hat das Unternehmen bereits gezeigt, was mit Logistik by Amazon möglich ist.
Diesen Service will die Handelsplattform nun auch Händlern zur Verfügung stellen, die ihre Waren auf der Seite verkaufen. Für Kunden des Amazon-Konzerns heißt das, egal wer als Verkäufer auftritt, die Lieferung kommt immer aus einer Hand. Zurzeit plant der Konzern nicht, das Angebot für Online-Händler außerhalb seines hauseigenen Marktplatzes zu öffnen, doch schon jetzt haben die Vorstöße Konsequenzen für Konkurrenten im E-Commerce.
Der Druck im Online-Handel steigt
Das Geschäft im E-Commerce ist schon heute von einer enormen Dynamik und hohem Kostendruck geprägt. Die neuen Logistik-Ambitionen der Amerikaner werden diesen Druck weiter verstärken. Wer unter diesen Umständen Schritt halten will, muss sich ständig den neuen Marktbedingungen anpassen und eigene innovative Lösungen entwickeln. Auf der anderen Seite bietet das neue Angebot aus dem Amazon-Universum auch spannendes Potenzial für Online-Händler. Wer die Plattformen des Unternehmens nicht nur als lästige Konkurrenz, sondern auch als lukrativen Handelsplatz begreift, kann letztlich von der Innovationskraft des Konzerns profitieren.
Was bedeutet Amazon Logistics für etablierte Logistiker?
Das sprunghafte Wachstum des E-Commerce hatte der Logistik-Branche in den vergangenen Jahren hohe eigene Wachstumsraten beschert. Gleichzeitig hat die Konkurrenz immer weiter zugenommen und die Margen gedrückt. Der neue Player aus Seattle wird von der Branche daher mit Argusaugen beobachtet. Amazons Strategie, ganze Branchen aus dem Nichts umzugraben und sich eine Monopolstellung zu erarbeiten hat in den vergangenen Jahren in vielen Bereichen erfolgreich funktioniert. Die Buchverlage- und Händler kämpfen noch heute mit den dramatischen Konsequenzen. Dabei geht es nicht nur um das Geschäft um die letzte Meile.
Amazons Logistiker denken global und expandieren auf See, in der Luft und auf der Straße. Ob das Unternehmen in diesem Bereich aber tatsächlich seinen Erfolg aus anderen Branchen wiederholen kann, bleibt abzuwarten. Tatsächlich geht es hier um ein hartes Geschäft, das Infrastruktur und Kompetenz erfordert. Wenn etablierte Anbieter in der Branche den Schritt in die vollständige Digitalisierung ihrer Dienste schaffen und sich so fit für die Zukunft machen, wird das den Einstieg Amazons zumindest deutlich erschweren. Aus dem Niedergang anderer Branchen können die Logistiker heute Lehren ziehen. Der Online Riese aus Seattle ist ernst zu nehmen, aber er ist keine unschlagbare Macht. Der Kampf um eine neue Verteilung der Marktanteile beginnt gerade erst.